Hilfsbuch zur Gründung,

Leitung und Kontrolle von Volksküchen

Lina Morgenstern

Die Volksküchen während der Kriegsjahre 1870 und 71

Nach Friedensschluss

Der Beginn des Jahres 1871 war nach allen Richtungen hin ein denkwürdiger, folgenreicher. Siegreiche Kämpfe und großartige Erfolge bezeichneten den Wendepunkt des Krieges und der Geschichte Deutschlands. Am 5. Januar begann die Beschießung der Südforts von Paris, am 15., 16. und 17. waren die heißen Kämpfe unter General von Werder vor Monbéliard. Am 18. wurde König Wilhelm zum deutschen Kaiser proklamiert. Die alte Sehnsucht nach Erneuerung des deutschen Reiches wurde befriedigt, nachdem die Einigung der deutschen Stämme auf so viel Schlachtfeldern mit deutschem Blut besiegelt worden war. Am 28. erfolgte die Kapitulation von Paris und der Waffenstillstand, Friedenseiche in Braunschweig-Mascherodeder auch in unserer Tätigkeit eine kurze Pause brachte, in welcher nur meist geheilte Verwundete aus den Lazaretten nach dem Kriegsschauplatz oder in die Heimat zogen, oder ganze Bataillone Besatzungsmannschaften für die französischen Festungen.

Ein solches Bataillon aus Ostpreußen, das bleibend in Metz stationiert werden sollte, kam mit Frauen und Kindern durch. Nachdem wir sie mit Speise und Trank gelabt. und dem ganzen Bataillon auf die Reise Jacken und Strümpfe gegeben, bat der Major von Harder, dass wir uns der Frauen und Kinder annehmen möchten, welche in der Kälte die weite Reise ohne jegliche Lagerstätte in den Güterwagen mitmachten. Wir überzeugten uns von dem armseligen Zustand, in dem sie sich befanden, ließen den Wagen mit Matratzen auslegen und gaben den Frauen und Kindern, was wir an warmen Kleidungsstücken und wollenen Decken hatten.

Im Februar drangen die ersten Strahlen der Friedenssonne zu uns und erweckten Hoffnung und Dankbarkeit und das beruhigende Gefühl, dass all die tausende Gefallene und Verkrüppelte nicht vergebens hin geopfert waren.