Illustriertes Universal – Kochbuch

Lina Morgenstern

Die Speisekammer

Zur Aubewahrung unserer Speisenvorräte und Reste von der Tafel ist ein trockener, luftiger, kühler, verschließbarer Raum in der Nähe der Küche zu wählen, den man frei von Mäusen zu halten suche.

Ringsum lasse man an den Wänden Bretter anschlagen, die mit Papier- oder Wachstuchspitzen verziert sein können. Darauf stehen wohlgeordnet und mit Aufschrift versehen die eingemachten Früchte und Gemüse, mit Bezeichnung des Jahrgangs. Die Mehl- und Hülsenfrüchte in Porzellan- und Steinguttonnen mit Deckel; Kaffee und Zucker in verschlossenen Blechdosen, Tee in dem Teekasten, Kakao und Gewürze in Blechbüchsen. Butter, Fette, Speck in Steintöpfen zugedeckt, Schinken in Leinwandbeutel und Würste werden aufgehängt, ebenso ganze Netze zu alter Semmel und altem Brot und zu Zwiebeln, Körbe zum Obst.

Ein Eisschrank ist im Sommer sehr angenehm, ebenso im Winter in größeren Haushaltungen zum Aufbewahren der Tafelreste. Zu letzterem bedient man sich auch eines Luftspindes. Auf einem Wandbrett stehen Flaschen: Essig, Öl, Kochwein, Rum usw.

Wie reinigen wir das Kochgeschirr?

Die Haltbarkeit der Kochgefäße hängt sehr oft von der guten Reinigung ab. In rein gehaltenem Kochgeschirr lassen sich die Speisen weit schmackhafter und ansehnlicher bereiten, als in solchen, wo durch Nachlässigkeit, Risse oder Abschürfung der Emaille die Farbe der Speisen beeinträchtigt wird.

Am besten lassen sich die Kochgeschirre gleich nach dem Gebrauch reinigen, wo durch heißes Wasser sich der etwaige Ansatz leicht und schnell loslöst, ohne dass man, wie es viele Köchinnen tun, ihn mit dem Messer abkratzt. Emaillierte Pfannen und Brattiegel müssen sofort mit heißem Wasser, in welches Soda aufgelöst wird, gewaschen und mit Scheuerrohr ausgerieben, mit kaltem Wasser nachgespült und abgetrocknet werden, zum völligen Abtrocknen stülpt man sie um. Kochtöpfe und Speiseformen, in denen Ansatz von Mehlspeise ist, stülpt man über kochendes Wasser, damit der Dampf die Kruste löst, ehe man das Geschirr in heißes Wasser mit Soda oder Sodalauge bringt, es darin schnell wäscht, nachspült und es gut trocknet, Gegenstände, die sehr vom Kochen mitgenommen sind, reinigt man mit Schlemmkreide und Spiritus. Auf feingesiebte Holzasche wendet man zur Reinigung von messingnem oder vernickeltem Geschirr an, dieselben werden, wenn abgetrocknet, mit leinenen Lappen nachgerieben und blank geputzt. Auch das tönerne Geschirr ist mit Lauge und Soda oder Asche in nicht zu heißem Wasser zu waschen. Kein Geschirr darf halb feucht fortgestellt werden.

Die chemischen Zusammenstellungen von Putzpulver, sowie Zuckersäure und Oleum sind mit höchster Vorsicht zu Küchenzwecken zu gebrauchen.

Sehr aufmerksam muss man Porzellan und Glas, wie auch alles andere Essgeschirr behandeln. Löffel, Gabeln und Messer werden, so wie sie vom Tisch kommen, in einen Topf gesteckt, in diesen kommt beim Abwaschen lauwarmes Sodawasser, damit sich die Fettigkeit von selbst loslöst, dann wäscht man sie ab, ohne die Griffe der Gabeln und Messer in heißes Wasser zu bringen, da diese sonst ihre Glätte verlieren und sich leicht von den Klingen loslösen. Auch beim Putzen ist große Vorsicht notwendig, um die Messer nicht stumpf und rissig zu machen.

Beim Abwaschen verfahre man folgendermaßen: Erst nimmt man Gläser und Glasgeschirr in lauwarmes Wasser, dann diejenigen Porzellangefäße, an denen kein Fett ist, dann Löffel, Messer, Gabel; fettiges Porzellan- und Steingutgeschirr, dann alle Blech- und Eisenkochgeschirre. — Man wechsele das Wasser, wenn es schmutzig ist, gieße heißes zu, wenn es erkaltet und habe neben dem Waschfass eine Spülwanne oder eine Schüssel zum Spülen und einen Abtrockentisch, dessen Platte mit Wachstuch oder einem zum Ablaufen bestimmten Brett bedeckt sein muss.

Zu jeder Art Geschirr gehört ein besonderes Handtuch an bezeichnetem Handtuchhalter. Die Reihenfolge des Abwaschens und das ordnungsgemäße Fortstellen des Geschirrs immer an dieselben Plätze erleichtert ebenso die Arbeit, wie es Zeit erspart und die Gefäße schont. Sehr wichtig und von derselben Bedeutung ist das ordentliche Hinaustragen und Fortstellen des Essgeschirrs von der Tafel. Man hüte sich zwischen die Teller und Schüsseln Löffel, Gabel und Messer zu legen, die darunter leiden, besonders erhalten erstere Beulen. — Auch ist es ein Zeichen großer Unordnung, wenn das Geschirr auf allen Plätzen der Küche umhersteht, statt auf einem dazu bestimmten Tische.

Einige Maßregeln der Sauberkeit in der Küche

Reinlichkeit ist eine derjenigen häuslichen Tugenden, welche in jedem Haushalt herrschen sollte und herrschen kann. Unter den bescheidensten Verhältnissen, wie im größten Luxus kann sie in der Küche nicht entbehrt werden, soll das Essen schmecken.

Keine Hausfrau dulde, dass ihre Köchin ungewaschen und ungekämmt ans Kochen gehe, selbstverständlich gebe sie ein gutes Beispiel. Die Zubereitung der Speisen verlangt reine Hände. Verußte Gesichter, herabhängende Haare, ein schwarzer Hals, unsaubere Wäsche und Kleidung erzeugt bei den Hausgenossen Ekel und verdirbt den Appetit. Jede Köchin sollte außer der reinen Schürze am Herd und bei der Arbeit eine zweite darüber tragen, sie sie schnell wechseln kann, sobald die schmutzige Arbeit vollendet ist, oder sie in die Stuben geht.

Möglichst sauber ist der Fußboden in der Küche zu halten und alle Abfälle, Gemüseblätter, Kartoffelschalen, Knochen etc. sind sofort aus der Küche zu entfernen;eine Aufsammlung derselben in irgend einem Winkel kann sehr leicht durch Pilzkeime und Fäulnis Krankheiten ins Haus bringen, deren Ursachen oft ein Rätsel bleiben. Besondere Vorsicht werden in der Reinlichkeit des Ausgusses geübt. Man halte darauf, dass nichts in denselben gegossen werde, was die Löcher verstopft. Nach dem Abwaschen sehe man darauf, dass sich an dem Becken weder schwarze Ränder, noch Fett ablagere, sondern reibe ihn täglich mit Soda und warmen Wasser aus. Wenn solche Anordnungen ernstlich durchgeführt werden, erspart sich die Hausfrau viel Verdruss — und viel teure Ausbesserungen.