Illustriertes Universal – Kochbuch

Lina Morgenstern

Das Decken der Gasttafel.

Obgleich dieses nicht gerade in das Gebiet der Küche gehört, sei es hier kurz skizziert, denn Verstöße bei der Tafel vorkommen oder Ungeschicklichkeiten im Bedienen der Speisenden, hat niemand mehr Unannehmlichkeit als die Hausfrau. Diese muss ihren Leuten von vorneherein gute Anleitung hierin geben. Auch für die täglichen Mahlzeiten muss man auf eine wohlgeordnete Tafel und gutes Bedienen und Anrichten halten, dann wird man keine Unannehmlichkeit haben, wenn Gesellschaft kommt.

Als Speisetisch bedient man sich jetzt häufig der sogenannten Ausziehtische, die man beliebig von 8 – 30 Kuverts [Tafelgedecke] vergrößern kann. Wo man dieselben nicht hat, oder bei einer noch größeren Personenzahl, setzt man mehrere Tische von gleicher Höhe und Breite fest nebeneinander in eine Reihe, oder, wenn das Speisezimmer nicht lang genug ist, in Hufeisenform.

Als Maßstab für die Länge der Tafel rechnet man gewöhnlich zwei Fuß auf jede Person. Nachdem der Tisch mit einem oder mehreren zueinander passenden Tischtüchern, die jedoch an den Seiten tief herabhängen müssen, bedeckt ist, setzt man in die Mitte der Tafel einen Aufsatz, eine Blumenvase, oder bei einem Familienfest auch wohl einen Baumkuchen oder eine Torte und in gleicher Linie, der Länge der Tafel nach, die Schalen oder Körbe mit Früchten, mit dem Dessert (Nachessen) und die Kompotte.

Für jede Person setzt man einen flachen Teller fast dicht an den Rand der Tafel, gleichmäßig voneinander entfernt. Messer und Gabel kommen auf silbernen oder kristallenen Messerbänkchen rechts von dem Teller, ebenso dicht daneben der Esslöffel zu liegen. Auf die Teller legt man sie hübsch gebrochenen Servietten, sowie ein Milchbrot. Hinter jeden Teller stellt man ein Wasser-, ein weißes und ein grünes Weinglas. Die Wasser-, sowie auch die Weinkaraffen, oder wo man letztere nicht hat, die Weinflaschen, werden auf silbernen oder plattierten Untersätzen, je nach der Personenzahl auf die Tafel verteilt. Ebenso müssen Salz- und Pfeffernäpfchen in gleichmäßigen Zwischenräumen aufgesetzt werden, so dass sie jeder Gast leicht erreichen kann, ohne seine Nachbarn zu belästigen. Auch eine oder mehrere Gestelle für Essig, Öl, sowie Brotkörbe und Zuckerschalen müssen sich auf der Tafel befinden.

Nachdem so der Tisch fertig gedeckt ist, stellt man zu jedem Kuvert einen Stuhl.