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Coppi Arbeitsgruppe für angewandte Technologie in der 3. Welt e.V.

Vorbemerkung:

CALUSA hat im Rahmen der Vorbereitung 3 Konzeptionspapiere erstellt, die wir ins Deutsche übertragen, und zu einem Papier zusammengefaßt haben. Die Originale sind in der "Story of Vukani Community Radio" als Anlagen 6,7,8 enthalten. - Coppi e.V.

Warum brauchen wir ein Community Radio in Cala?

Cala ist eine kleine, benachteiligte und isolierte Stadt. Für die Menschen in Cala ist es nicht leicht mit der Welt draußen zu kommunizieren, weil die Kommunikations- Infrastruktur zu vielen Zeiten unzuverlässig ist und häufig zusammenbricht. Es gibt noch vieles mehr was die Menschen von Cala und dem umliegenden Gebiet vermissen und wissen möchten. Cala ist umgeben von einer Zahl von ländlichen Dörfern, in denen weder Telefon, Postwesen noch Medien existieren. Auf der anderen Seite gibt es in Cala einige Entwicklungsprogramme, die auch für andere Communities von Nutzen sein könnten. Es gibt Organisationen, wie z.B. die Cala University Students Association (CALUSA), die Bildungsprogramme durchführt und der Health Care Trust, der in ”primary health care” aktiv ist. Alle diese Programme können für andere Communities von Nutzen sein.

Ein Community Radio würde den Prozeß des Teilens von Erfahrungen mit anderen Communities erleichtern. Cala könnte an den Rest der Welt angebunden werden durch Schaffung einer Plattform für Menschen von außerhalb, denen durch das Radio ermöglicht wird, die verschiedenen Communities anzusprechen.

Dinge geschehen außerhalb von Cala, aber sie können für Menschen aus Cala und den umliegenden Communities wichtig sein, auch darüber kann im Radio berichtet werden. Das kann auch eine wichtige Rolle spielen beim Informieren unserer Communities über Entwicklungen und Veränderungen, die in Süd-Afrika und international geschehen.

Nicht nur Community Projekte können Vorteile aus dem Radio ziehen, sondern auch das formale Bildungswesen wird viel gewinnen. Zum Beispiel gibt es zu bestimmten Zeiten Treffen, die für die Schüler von den Schulen organisiert werden. Experten verschiedener Fachgebiete werden gebeten Vorträge zu halten. Normalerweise werden die Schüler aus den umgebenden ländlichen Gebieten zu den zentralen Veranstaltungsorten gebracht. Das Community Radio wird dabei helfen die Vorträge für die Schüler zu übertragen, die nicht an dern zentralen Veranstaltungen teilnehmen können.

Das Radio wird eine große Hilfe für die Community von Cala und die umliegenden ländlichen Gebiete sein. Das wird dabei helfen eine starke Zivilgesellschaft aufzubauen.

Der Name des Radios

Während unserer Treffen wurden viele Namen aus sehr verschiedenen Motivationen heraus vorgeschlagen. "Vukani Radio Station" war der Name, auf den sich alle TeilnehmerInnen ohne Animositäten einigen konnten.

Der Name richtet sich nach unserer Zielgruppe, die wir motivieren wollen aufzustehen, aufzustehen dafür was richtig ist und ihre Entwicklung auf die eigenen Schultern zu nehmen. Aus diesem Grunde sehen wir Vukani Radio als eine Waffe um dieses Ziel zu erreichen.

Vukani bedeutet: Wacht auf! Steht auf! Revoltiert!

Es ist richtig und nett argumentiert worden in dem Positionspapier, wie Massenmedien arbeiten und wie es die Unterdrückten und ausgebeuteten Menschen in diesem Land berührt. Dort wurde laut und deutlich gesagt, daß diese Art von Medium den Interessen der herrschenden Klasse dient. In diesem Licht argumentieren wir, daß der Inhalt unserer Programme die Interessen der Unterdrückten und Ausgebeuteten widerspiegeln muß. Unser Radio wird 'Community' sein in dem Sinne, daß zum ersten Mal marginalisierte Communities Zugriff auf das Medium Radio haben.

Wir haben einen groben Umriß, was im Radio gesendet werden soll. Es muß klar sein, das diese breiten Programme nach den Bedürfnissen unserer Zielgruppe geändert werden wird. Es folgt ein Überblick über das Programm, dies sehen wir aber nur als Anfang:

1.

Bildungs-Programme

2.

Programme zur Förderung der Selbsthilfe, z.B. Kooperativen

3.

Kommunale Angelegenheiten wie Straßen, Wasser, Wohnungsprobleme usw.

4.

Gesundheits-Themen

5.

Fragen der ländliche Entwicklung

6.

Kinder- und Jugend- Angelegenheiten

Streitfragen, die geklärt werden müssen:

Begriffsbestimmung: Community

Der Begriff Community im Zusammenhang mit Cala ist nicht homogen. Die Definition des Wörterbuches ist: ”Eine Community ist eine Gruppe von Menschen, die gemeinsame Interessen haben.” Dieser Begriff sollte nicht benutzt werden, als sei er unproblematisch. Aus diesem Grunde müssen wir uns über diesen Begriff klar werden. Wenn Comrades ”Community” geographisch bestimmen, könnte Cala als Community angesehen werden. Auf jeden Fall müssen die Comrades angeben, wie sie ”Community” benutzen. Unsere Definition geht tiefer als die vorher gegebene. Soweit wir davon betroffen sind, besteht Cala aus verschiedenen Communities. Zum Beispiel haben wir eine Sport- Community und die in sich politisch und sozial geteilten Studenten-, Jugend- und Erwachsenen- Communities. Aus diesem Grunde, müssen wir uns darüber klar werden, was wir meinen wenn wir von der Community von Cala sprechen. Wir glauben auch, das CALUSA mit vollem Recht ”Community” genannt werden kann. CALUSA ist eine Community, weil Interessen und Ziele durch CALUSA verfolgt werden.

Wer kontrolliert das Radio?

CALUSA, die Initiatorin der Idee und weil Geldgeber mit ihr kommunizieren werden, sollte die Kontrolle über das Radio haben. Sie sollte diejenige sein, die verantwortlich dafür ist die korrekte Benutzung zu überwachen. Andere Strukturen wie Health-Care-Trust, politische Organisationen, informelle Community Strukturen , Sportvereine usw. werden an der Programmentwicklung beteiligt sein. Dadurch werden die Bedürfnisse der Community reflektiert und das Radio wird kein Sprachrohr nur einer Sektion der Community sein.

Cala befindet sich im Prozeß sich ein Community Radio anzueignen, welches durch die Community von Cala betrieben wird. Das basiert auf einer Initiative von Comrades aus Deutschland, die CALUSA an den Prozeß herangeführt haben. In einer früheren CALUSA Diskussion um die Streitfrage wer sollte die Kontrolle über das Radio haben wurden verschiedene Ansichten zu dieser Frage dargestellt. Eine Sicht war, daß das Radio der Community von Cala gehören soll. Ein Argument darin war, daß wir, ”weil wir PPPA predigen, es uns nicht leisten können uns selber zu widersprechen, indem wir Dinge für die Community tun”. Die andere Sichtweise anerkennt die Tatsache, daß Communities erlaubt werden muß, die Kontrolle über die vorhandenen Ressourcen zu übernehmen. Hier wird argumentiert, das PPPA ein Prozeß ist und Communities geschult und qualifiziert werden müssen, um eine derartige Verantwortung zu übernehmen. Dieses Papier versucht auch jenen zu antworten, die sagen, daß die Community unverzüglich die Kontrolle über das Radio Projekt übernehmen muß.Wir müssen uns darüber klar werden, was die exakte Bedeutung von ”Kontrolle” ist. Unsere Sicht ist es, daß dieses Radio unser Sprachrohr ist, um unsere Zielgruppe zu erreichen. CALUSA's Zielgruppe sind die ökonomisch und politisch Marginalisierten, die ausgebeuteten und unterdrückten Menschen. Es ist im Interesse dieser Zielgruppe, daß die Frage der Kontrolle geklärt werden sollte. CALUSA sollte Menschen aus dem Zielpublikum aussuchen und sie zu trainieren die Leitung des Radio-Programmes zu übernehmen, in dem Sinne der Kontrolle über die Ressourcen und der Kontrolle der Programm-Inhalte. Das Argument besteht darin, daß dies ein Prozeß ist, den CALUSA ermöglichen soll. Wir beschränken unsere Meinung darüber was Kontrolle sein kann, insofern, als Ressourcen betroffen sind, das sind Geldmittel und die Instandhaltung von Ausrüstung und Infrastruktur. In diesem Sinne werden Communities an der Entwicklung ihrer eigenen Programme beteiligt und wir werden verantwortlich für die Einrichtungen sein.

Wir teilen Kontrolle in zwei Felder auf:

1. Ressourcen:

Das beinhaltet die Finanzen, die Ausrüstung und deren Instandhaltung. Geldgeber verteilen Gelder über bestimmte Leute. In diesem Fall wird es CALUSA sein und wird darüber Rechenschaft ablegen müssen. Es muß bestimmte Fähigkeiten geben, um Anträge für diese Geldgeber zu erstellen. CALUSA hat einige Erfahrung darin. Die Kontrolle von CALUSA über das Programm sollte auf dieser Ebene liegen. Wir wissen, daß Finanz- Angelegenheiten sehr sensibel sind, sowohl für Geldgeber, als auch Nutzer unserer Programme. In Anbetracht unserer Erfahrung mit Geldgebern kann dieser Punkt von keinem CALUSA- Mitglied vernachlässigt werden

2. Programme:

Entscheidungen über das Programm und die Sendezeiten werden von einem Komitee geplant werden. Dieses Komitee wird sicherstellen müssen, daß die Programme die Interessen der verschiedenen Communities mit denen wir arbeiten, befriedigt und repräsentiert. Dieses Komitee wird auch die Verantwortung haben, den Gebrauch der Ausrüstung zu überwachen.

Wenn wir über Kontrolle über das Radio reden, sollte wir uns nicht darüber belügen, in dem wir glauben, daß wenn wir die Idee in die Communities tragen, daß sie sofort daran interessiert sein werden. Erfahrungen haben uns gelehrt, das wir verschiedene Interessen haben. Deshalb reden wir von verschiedenen Communities. Von daher werden vielleicht nicht alle Leute positiv auf diese Idee reagieren. Zum Beispiel bemühten sich CALUSA, der Health-Care-Trust und der Xalanga-Youth-Club 1989 die Wasser-Krise, die in Cala herrscht, ins Gespräch zu bringen,. Verschiedene Strukturen wurden eingeladen dazu beizutragen. Nur sehr wenige Menschen und Strukturen haben auf diese Aufforderung reagiert.

Es kann auch passieren, daß die Idee mit guter Absicht in die Communities gebracht wird und dann in diesem Prozeß ”entführt” wird. Das ist in der Vergangenheit passiert, wie z.B. bei der ”Wasser-Krise”, und es gibt nichts was wir vorschlagen können um so etwas zu verhindern. Es gibt viele Gründe zu glauben, daß das wieder geschehen kann, wenn wir an die Wichtigkeit dieses Projektes in dieser politischen Periode denken und daran, daß verschiedene politische ”Spieler” Interesse haben Einfluß bei den Menschen zu bekommen. Das bedeutet nicht, daß wir vorschlagen, das politische ”Spieler” keine Chance bekommen sollen in dem Projekt durch ihre Mitglieder reden zu können. Alles was wir sagen ist, daß eine Reihe von Regeln aufgestellt werden muß, die von allen Beteiligten getragen werden.

Medien und ihre Politik

Wir haben keinen Zweifel, daß die derzeitige Form der Medien in letzter Konsequenz von der herrschenden kapitalistischen Klasse kontrolliert wird. Die herrschende Klasse hat Grundwerte, die sie in unseren Communities und unserer Gesellschaft verbreitet. Diese Werte sind Konkurrenz, Gier und vieles mehr. Hinter diesen Werten ist das System der Unterdrückung und Ausbeutung versteckt. Es sollte klar sein, daß die Art von Medien, die wir heute haben, den Interessen der Reichen und Mächtigen in unserer Gesellschaft und nicht den Armen, Marginalisierten und Ausgebeuteten dienen.

Aus unserer Sicht definieren wir die Zielgruppe des Vukani Radios als die ökonomisch und politisch marginalisierten Menschen, die Arbeiterklasse, die Enteigneten, die Unterdrückten und Ausgebeuteten. In ihrem Interesse wird das Radio arbeiten. Die Art der Programme muß das Interesse unserer Zielgruppe reflektieren. Für uns bedeutet das, die dominierende korrupte kapitalistische Ideologie zu bekämpfen, die bis heute unsere Familien, unsere Organisationen und die Gesellschaft im Ganzen zerrissen hat.

Wir glauben das wir das Radio als eine Alternative Art um uns selbst zu befreien benutzen sollten. Es muß klar sein, daß wir in einen Kampf mit der herrschenden Klasse involviert sind, einem Kampf um die Köpfe der Unterdrückten und Ausgebeuteten. Die herrschende Klasse benutzt neben anderen Waffen die Medien. Dies ist ein Terrain, in das wir als Organisation das System nicht hereinlassen dürfen. Aus diesem Grunde können wir nicht die Waffe, die wir benutzen wollen, nehmen und sie weggeben.

PPPA und unsere Erfahrungen

Die Argumente, die wir genannt haben, bedeuten nicht, daß wir nicht in PPPA engagiert sind. Statt dessen bewegen wir uns von der Basis, das PPPA ein Prozeß ist in dem eine Community/ ihre eigenen Bedürfnisse erkennt und daran arbeitet. Wenn wir das Radio in die Community bringen widersprechen wir uns dadurch nicht selber, wenn wir der Community eine Sache aufdrücken (in diesem Falle ein Radio)?

Selbst wenn wir annehmen, daß dieses von der Community als Notwendigkeit erkannt wird, warum trainieren wir sie nicht oder ermöglichen ihnen Training, um dies zu erfüllen.

Schlußfolgerung

Wir fordern die Leute, die argumentieren, daß die Kontrolle über das Radio der Community übergeben werden muß, auf, zu sagen, wie sie sich vorstellen, daß dieser Prozeß praktisch ablaufen kann. Sie sollten auch erklären, wie sie die Rolle der Medien in unserer Gesellschaft sehen. Vielleicht wird dies einiges des Durcheinanders, das in unseren Köpfen in Bezug auf das Radio herrscht, beseitigen.

Wenn wir uns in dem Prozeß des Übergangs involviert sehen, müssen wir eine Infrastruktur vorbereiten, die uns unterstützen wird. Wir wissen, daß die vorherrschenden Ideen die Ideen der herrschenden Klasse sind. Aus diesem Grunde wollen wir, daß unsere Ideen im Radio die einflußreichen sind. Die Debatte um dieses Radio Projekt sollte in diesem Licht gesehen werden. Die Debatte sollte in einer Atmosphäre des Teilens von Ideen und der Zusammenarbeit stattfinden, um einander zu überzeugen. Wir glauben, daß das helfen wird innerhalb der Organisationen einen Stil der Diskussion zu schaffen, wo Comrades keine Angst haben, ihre Ansichten darzustellen, selbst wenn sie gegen die Meinung der Mehrheit der Mitglieder steht. Durch diese Atmosphäre können wir die Toleranz unter uns aufbauen, welche wir auch in den Communities, mit denen wir zusammen arbeiten, verbreiten sollten.


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http://www.basisradio.org/coppi/ger/cg000019.htm